Zu den wichtigsten Objekten, die innerhalb der Festung in der Nähe der Bastion liegen, gehören vor allem das Arsenal von Zamość und die ehemalige „Pulverkammer”.
Der Name dieses Objekts bezeichnete historisch „eine Pulvermühle mit Stampfen zur Herstellung von Pulver oder ein Pulvermagazin, also Lager“. In größeren befestigten Städten oder Festungen gab es Pulvermühlen bereits seit dem Spätmittelalter. Das Schwarzpulver wurde aus einer Mischung von Schwefel, Salpeter und Holzkohle produziert, die an den Herstellungsort geschafft worden sind. Im Zuge der Entwicklung der Artillerie und anderer Feuerwaffen wurden Pulverkammern als Lagerort des in Fässern unterschiedlichen Volumens abgefüllten Pulvers immer häufiger in verschiedenen Festungswerken eingerichtet, unter anderem in Forts, Teilen von Bastionen sowie Kasematten von Festungen, die für die Lagerung von Pulver geeignet waren. Die in solchen Lagern arbeitenden Soldaten trugen spezielle Holz- oder Filzschuhe. Alle Werkzeuge bestanden aus Holz oder Bronze, weil diese keine Funken schlugen. Das Personal arbeitete in diesen Lagern praktisch in völliger Dunkelheit. Die Objekte besaßen lediglich schmale Fenster, durch die nur wenig Licht hineinfiel. Diese Eigenschaften wies auch das Objekt in Zamość auf. Dieses militärische Gebäude diente der Lagerung von Pulver, Pulverladungen, Kanonen- und Gewehrkugeln, besaß aber sicherlich keine Pulvermühle. Diese befand sich nämlich am sogenannten Szczebrzeszyner Dammweg außerhalb der Hauptbefestigungsanlagen der Festung. Diese Mühle wurde in den Jahren 1830/1831 unter der Leitung von Oberst Ignacy Prądzyński in Betrieb genommen. Prądzyński war im Novemberaufstand stellvertretender Kommandeur der Festung Zamość gewesen. Spuren ihrer Fundamente hat man auf dem Vorfeld der dritten Bastion gefunden.
Die Existenz der „Pulverkammer“ in der Bastion 3 bestätigt zum ersten Mal der „Generalplan der Festung Zamość“ aus dem Jahr 1837 [„Autor „Ing. Berezovskij”, Moskau, Zentrales Staatliches Militärisch-Historisches Archiv, (CGVIA) F. 349 op.12 d. 7040]. Das Objekt war aus 27 x 13,5 x 7 cm oder größeren Ziegeln gemauert worden. Ihre Maße ergaben sich aus einer französischen Norm für zum Festungsbau zu verwendende Ziegeln in russischer Fassung. Es war wie eine Art Themoskanne konstruiert, also als „Gebäude im Gebäude“. Es besaß sieben spitzbogenförmige Flächen mit Schießscharten. Seit der endgültigen Fertigstellung, die wahrscheinlich 1840 erfolgt ist, wurde es bis zum Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts für Lagerzwecke genutzt. In späteren Jahren, wahrscheinlich nach der Auflösung der Festung 1866 oder in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, wurde es teilweise abgebrochen. Übrig blieb ein vierachsiges Gebäude. Die Beseitigung des Pulver- und Munitionslagers an dieser Stelle der Befestigungsanlagen ergab sich sicherlich dadurch, dass Modernisierungsarbeiten an der Festung Zamość unterlassen worden sind, so die Schaffung von Pulverlagern, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Beton, Panzertüren und gesicherten Fensteröffnungen verstärkt wurden. Bei russischen Festungen waren die Pulverlager oft außerhalb der Befestigungsanlagen angesiedelt. So verhielt es sich auch im Fall der Festung Modlin und der Festung Warschau. Die Festung Warschau verfügte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über vier Artillerielager in der Zitadelle, zwei in Grochów sowie gesonderte Lager für Gewehrmunition, insgesamt zehn Lager auf dem gesamten Festungsgelände.
Nach der Auflösung der Festung Zamość wurde ein Teil der Objekte weiterhin von der Armee genutzt. So verhielt es sich auch im Fall der „Pulverkammer“. Das gegenwärtig interessanteste Merkmal dieses Objekts sind Inschriften in russischer Sprache, die in den Ziegelfassaden des Gebäudes auf jeder Seite bis zu einer Höhe von etwa 170 cm von Soldaten und Offizieren der russischen Armee eingeritzt worden sind. Diese waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Zamość stationiert. An einem Teil der Inschriften befinden sich Jahreszahlen und Daten aus den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts sowie dem frühen 20. Jahrhundert. Manche Inschriften deuten darauf hin, dass das Gebäude ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts unter anderem von Tierärzten der russischen Armee, die der Garnison Zamość angehörten, genutzt worden ist.
Verfasser
Dr. Jacek Feduszka
Museum Zamość